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Ein Wort wie "Steuerflüchtling" mag rational negativ besetzt sein, als Deutungsmuster ("Frame") verbindet das Gehirn jedoch Flucht mit Bedrohung, sodass eine moralisch geächtete und strafbare Handlung unbewusst als gerechtfertigt erscheint. Solche unbewussten Widersprüche schwächen gute Argumente.

Die Autorin ist Kognitionsforscherin, Politikberaterin und Publizistin (u.a. mit G. Lakoff: "Auf leisen Sohlen ins Gehirn", 3. Auflage 2014; hier nicht angezeigt). Wehling beschreibt den aktuellen Stand der Hirnforschung zur Wechselbeziehung von Sprache, Denken und Handeln. Insbesondere die Entdeckung der "Kognitiven Simulation" birgt erhebliche Konsequenzen für den öffentlichen Diskurs: Demnach greifen alle Menschen bei der Sprachrezeption auf Deutungsmuster ("Frames") zurück, die auf neuronaler Ebene u.a. Bewegungsabläufe vorbereiten. Ein Wort wie "Steuerflüchtling" mag rein rational negativ besetzt sein, als Deutungsmuster verbindet das Gehirn jedoch Flucht mit Bedrohung, sodass in diesem Zusammenhang eine moralisch geächtete und strafbare Handlung unbewusst als gerechtfertigt erscheint. Der dadurch entstehende Widerspruch schwächt entsprechende Argumente. Wehling analysiert zahlreiche Begriffe aus der aktuellen politischen Debatte, bietet aber kaum Alternativen an.